Bereits im Jahre 1996 wurde in Riestedt bei Erschließungsarbeiten ein 7000 Jahre altes Höckergrab aus der Zeit der Bandkeramik entdeckt. Einen weiteren interessanten Grabfund gab es beim Bau der Ortsumgehung Riestedt. Dem ehrenamtlichen Beauftragten des Landesamtes für Archäologie und Mitglied des Riestedter Geschichts- und Heimatvereins Frank Philippczyk fielen die dunklen Verfärbungen an der freigelegten Trasse auf. Nach Information an das Landesamt wurde unter Leitung des zuständigen Archäologen und unter Mithilfe von Mitgliedern des Heimat- und Geschtsvereins ein nicht alltägliches Kindergrab aus der Jungsteinzeit (Kugelamphoren-Kultur) freigelegt. Nichtalltäglich deshalb, weil bei der Untersuchung des Kinderschädels ein so genannter Wasserkopf festgestellt wurde. Auch die Grabbeigaben “Hirschgrandeln" deuten auf eine außergewöhnliche Bestattung hin. Das Landesamt für Archäologie Halle hatte deshalb im Internet unter der Rubrik “Fund des Monat März 2002” diesen Vorgang veröffentlicht. Jetzt, im Jahre 2003, ist es zu neuerlichen, interessanten archäologischen Funden gekommen. Bereits aufmerksam gemacht auf Funde im Umkreis der Riestedter St. Wigberti Kirche durch den verstorbenen Riestedter Bodendenkmalpfleger, Rudolf Allmann, begleiteten der Archäologe Olaf Kürbis vom Landesamt für Archäologie, der Grabungszeichner Heinz Noack aus Bennungen und der Riestedter Bodendenkmalpfleger Frank Philippczyk die Erschließungsarbeiten für die innerörtliche Kanalisation. Dabei wurden bislang Teile eines Eisenschmelzofen, Schlacke, Scherben eines römischen Importgefäes aus der Terra-Sigillata-Produktion, ein außergewöhnlich großer Zahn (eventuell Eckzahn eines Bären) und das nebenstehende Knochentäfelchen gefunden. Die Verhüttungsreste, etwa 1800 Jahre alt, weisen auf das Schmelzen von Brauneisenstein aus der Umgebung von Riestedt hin. Bei der gefundenen Scherbe, ein Bodenteil einer größeren Schale, handelt es sich um eine rote Keramik, die in Italien anzutreffen ist. Die Entstehungszeit der Schale liegt etwa vor 1800 Jahren, in der römischen Kaiserzeit. Rund dreimal drei Zentimeter groß sind die beiden verzierten Knochentäfelchen, die in rund 70 cm Tiefe gefunden wurden. Gefertigt wurden sie aus den Mittelfußknochen eines Rindes, auch sie sind rund 1800 Jahren. Die Knochentäfelchen wurden für die Brettchenweberei benutzt. Die Feinheit der Arbeiten weist darauf hin, dass damit vermutlich Leinen und Bordüren als Besatz für Kleider gewebt wurden. All diese Fundstücke lassen den Schluss zu, dass die nähere Umgebung von Riestedt schon recht früh besiedelt wurde und in späteren geschichtlichen Zeiten der Ort selbst, auch bedingt durch seine verkehrsgünstige Lage, ein frequentierter Handels- und Herstellungsort war. Da die Erschließungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, besteht die Hoffnung auf weitere Funde.