„Es ist ein wirklich außergewöhnlicher Befund“ dieser Einschätzung von Prof. Dr. Felix Biermann, der die Erkundung geleitet hat, kann man sich nur anschließen. Den vierwöchigen Grabungen gingen eine Metall-Detektor-Untersuchung im Frühjahr voraus die schon erstaunliches zu Tage brachte und der in Verlauf der Untersuchung gefundene Schreibgriffel brachte es sogar zum Fund des Monat Mai.

https://archlsa.de/bodendenkmalpflege/fund-des-monats/2023/mai-2023.html

Darauf folgte eine Geophysikalische-Untersuchung, bei der das Gebiet auf Störungen im Erdmagnetfeld untersucht wurde, mit einer Art „Bodenradar“, war es so möglich, schon vor der Grabung zahlreiche Objekte in dem Gebiet zu erkennen.

Dann begannen die eigentlichen Grabungen, die sich auf ein Gebiet im Inneren des Areals konzentrierten, einen mit Buschwerk bewachsenen Hügel. Dort wurde die Grundmauern einer Kirche gefunden. Diese hatte mit einer Breite von ca. 28m und einer Länge vom ca. 60m eine stattliche Größe und war von der Größe und dem Baustil der Ulrichkirche in Sangerhausen wahrscheinlich sehr ähnlich, da diese in etwa zur gleichen Zeit gebaut wurde und sich in den Geröll-Schichten, die über den Grundmauern lagen, Fassadenelemente befunden haben, die denen an der Ulrichkirche sehr ähneln. Das erstaunlichste ist, das von der Kirche noch Grundmauern mit einer Höhe von bis zu 2m, in einem sehr guten Zustand erhalten sind. Diese geben einen sehr schönen Einblick in die Baukunst des Mittelalter und wurden auf dieser unscheinbaren Wiese so nicht erwartet. Vor allem nicht, da das Kloster über einen langen Zeitraum als Steinbruch genutzt wurde. Aber die Größe der Klosteranlage und die schier unerschöpfliche Menge an Baumaterial hat offensichtlich zu einem sehr unorganisierten Abbau der Steine geführt. Da im Mittelalter diese Gebäude mit einem zwei-schaligen Mauerwerk gebaut wurden, die Aussen- und die Innenwand wurde aus Steinen gemauert und dazwischen wurde die Mauer mit kleinen Steinen und Mörtel ausfüllt. Diese kleine Steine und der Mörtel wurden beim Abriss nicht benötigt, man wollte nur die großen Steine haben und so bildeten der Mörtel und die kleinen Steine sicher bald einen Hügel, der sich über den Grundmauern auftürmte und diese wurden davon bedeckt und irgendwann vergessen. Im Gegensatz zu sonstigen Grabungen, wo man meist nur noch die Linien der Fundamente im Boden findet, wurden so die Grundmauern erhalten und bieten uns heute noch einen detailreichen Blick in die Vergangenheit. Die Klosterkirche wurde im romanischen Baustil erbaut, bald darauf noch einmal, wieder im romanischen Baustil vergrößert und wahrscheinlich kurz vor der Aufgabe des Klosters noch einmal gotisch überformt. In den abgetragenen Schichten, wurden auch Zerstörungsschichten entdeckt, die zerbrochene Fensterscheiben, zerschlagene Kacheln von Kachelöfen und Brandreste enthielten, diese stammen sicher aus dem Bauerkrieg, als Bauern aus Riestedt und Emseloh das Kloster stürmten plünderten und verwüsteten.

Die Besonderheit des Fundes führte dazu, dass die Erforschung der Klosteranlage auch in den kommenden beiden Jahren fortgesetzt werden soll.