Riestedt
Sehr geehrter Gast
herzlich Willkommen in unserem Heimatort Riestedt mit seinen rund 1450 Einwohnern. Sollten Sie sich ein bisschen für Riestedt interessieren, möchten wir gern ein paar Informationen über unseren kleinen, aber geschichtsträchtigen Ort voranstellen. Riestedt liegt in einem weiten Talkessel, der im Norden, Osten und Süden von teilweise bewaldeten Höhenrücken umgeben ist und zum Westen hin in die so genannte “Goldenen Aue” mit dem Kyffhäusergebirge übergeht. Bei diesem Talkessel handelt es sich um ein uraltes Riedgebiet (Sumpf - bzw. Feuchtgebiet), das auch den Namen für unseren Ort hergab, denn der Ortsname Riestedt ist abgeleitet von der “Stätte am Ried”.
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Bereits in einer leider nicht bestätigten Schenkungsurkunde “Karl des Großen” aus dem Jahre 777 an das Kloster Hersfeld wird die im Friesenfelde bestehende Kapelle bei “Ritstaedi” erwähnt. Die Ersterwähnung des Ortes als “Reotstat” erfolgte dann wieder im “Hersfelder Zehntregister” um 830. Die urkundliche Ersterwähnung von Riestedt, in der Schreibweise “Rietstedi”, wird durch eine am 20. August im Jahre 979 in Allstedt ausgestellte Urkunde Kaisers Otto II. belegt. In dieser Urkunde überträgt der Kaiser die Kapellen in Allstedt, Osterhausen und Riestedt mit ihrem Zehnt dem Kloster Memleben.
Riestedt ist einer der ältesten Orte in dieser Gegend und Kreuzungspunkt zweier alter Handelsstraßen zwischen Nürnberg - Magdeburg (Salzstraße) und Frankfurt - Leipzig (Messestraße). Die Friesen mit ihren Erfahrungen sollen es gewesen sein, die dieses Sumpfgebiet trocken legten und den Boden dadurch fruchtbar machten.
Wie Funde aus der älteren und jüngeren Steinzeit belegen, fand eine Besiedelung der Gegend schon im vorchristlichen Zeitalter statt, etwa vor 4000 - 5000 Jahren. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung von Grund und Boden (es gab hier auch Hopfen-, Waid- und Weinanbau muss man unbedingt auch die bergbauliche Nutzung der Riestedter Flur erwähnen. In dieser Gegend wurden Eisenerz, Kohle (Braunkohle) und Kupfererz (Kupferschiefer) abgebaut. Die entlang der Fernverkehrsstraße zwischen Sangerhausen und der Lutherstadt Eisleben auf den Feldern heute noch sichtbaren, bewachsenen Hügel sind Relikte aus dieser Abbauzeit. Im Jahre 2000 gedachte man hier der 800 - jährigen Tradition des Kupferschieferbergbaues. Riestedt war in der Vergangenheit immer ein Ort, in dem neben den Bauern auch Handwerker und Bergleute ihre Heimstätte hatten.
Riestedter Bauern nahmen an der letzten, großen Bauernschlacht am 15. Mai 1525 in Frankenhausen am Kyffhäuser teil. An die “100 besessene Mann” (in Riestedt wohnhafte Männer) waren daran beteiligt. Zu der Zeit wurde auch das etwa 3 km östlich von Riestedt liegende, besitzreiche “Kloster Kaltenborn” (erbaut 1118) geplündert und teilweise zerstört. Die unchristliche Lebensart und vor allem die enorme Landannexion der Klosterbrüder hatten Hass und Wut gegen das Kloster ausgelöst.
Schwere Zeiten durchlebte der Ort während des “Dreißigjährigen Krieges” insbesondere in den Jahren von 1626 - 1642. Fast menschenleer durch Krieg, Hunger, Pest und Brand entging der Ort gerade noch seinem Exitus.
Nur ganz, ganz allmählich kam wieder Leben in die Ortschaft Riestedt. Die Bevölkerungszahl wuchs wieder und erreichte im Jahre 1885 mit 2090 Einwohnern einen Höhepunkt.
Garnison war Riestedt und über etliche Jahre auch Badeort. Leider ist die Heil bringende, eisenhaltige Quelle durch den Bergbau versiegt und aus der Ortsbezeichnung “Bad Riestedt” wurde nichts.
Bereits Anno 1446 erkauften sich die Riestedter Bürger vom Thüringer Landgrafen Georg Wilhelm die Braugerechtigkeit für 138 Stammhäuser (so genannte Reihenbrauerei). Sicher ein Grund mehr dafür, dass Riestedt oft auch als Kuchen- bzw. Küchendorf bezeichnet wurde. Riestedt war bis zum Jahre 2004 Verwaltungssitz des Kaltenborner Gemeindeverbandes (nach dem ehemaligen Kloster Kaltenborn benannt) und verfügte über eine gute örtliche Infrastruktur (Schule, Sporteinrichtungen, Gastronomie, Handwerk, Gewerbe, medizinische Einrichtungen, Vereine usw.). Nach einem kurzzeitigen Zusammenschluss mit der Verwaltungsgemeinschaft Allstedt entschieden sich die Riestedter Bürger im Jahre 2005 in Rahmen einer Gebietsreform für die Stärkung der Kreisstadt Sangerhausen und traten als Mitglied dieser Verwaltungsgemeinschaft bei. Leider bestand die Kreisverwaltung Sangerhausen auf der Schließung der Riestedter Schule, obwohl kurz vorher noch erhebliche Mittel in die Gebäude investiert wurden und starker Protest der Bürger die Schließung zu verhindern suchte. Es handelt sich immerhin bei dieser Schule um den ersten Schulneubau des Kreises Sangerhausen nach dem 2. Weltkrieg, der mit vielen Eigenleistungen der Riestedter Bürger errichtet wurde. Aber durch beharrlichen und aufopferungsvollen Kampf ist es engagierten Lehrern, Schuleltern und Sympathisanten gelungen die Wiedereröffnung der Riestedter Schule in einer neuen Schulform durchzusetzen. Die Schulbehörde genehmigte eine Ersatzschule für die Klassen 1-4 mit der Arbeit nach dem Jenaplan. Probleme bereitet der Gemeinde auch z. Z. die hohe Arbeitslosigkeit. Der Turmknopf der hiesigen Wigberti-Kirche (Wigberti war der erste, christliche Missionar in dieser Gegend um 735) enthielt, als man ihn 1745 bei einer Reparatur öffnete, einen schriftlich festgehaltenen, frommen Wunsch an die Bürger, den wir gerne weiterreichen. Es wurde folgendes niedergeschrieben:“Gott gebe, das es allen Wohlergeht, solange dieser Knopf auf dieser Kirche steht”