Es schien anfangs, als sollte unsere Gegend von der Kriegsfurie ganz verschont bleiben. 1623 wurde hin und wieder schon ein fremder Soldat sichtbar. 1624 war noch alles ruhig; Der Kurfürst Johann Georg besuchte noch seine thüringischen Lande. Er richtete das Defensionswerk ein, daß jedes Dorf und jede Stadt gewisse Mannschaften halten mußte, um sich im Notfalle zu wehren. Es waren etwa 8000 Mann. Diese Einrichtung hat sich jedoch als nutzlos erwiesen, als der Krieg anfang, war kein Defensioner zu sehen. 1625 fing der Krieg an gegen den Niedersächsischen Kreis, Tylli zog wider denKönig von Dänemark. Er nahm seinen Weg durch Sangerhausen. Im Jahre 1626 kam zu den Schrecken des Krieges noch die furchtbare Geißel der Pest. In Sangerhausen starben 1323, in Riestedt nach der Angabe Samuel Müllers 327 Menschen. Der Pastor Valentin Peinling fiel ihr ebenfalls zum Opfer. Überall starben 1/3 bis 1/2 der Einwohner, in Riestedt, das um diese Zeit etwa 900 Einwohner hatte, starben über 1/3.

(+)Zum Ende der Ernte 1630 kamen 13 Fahnenreuter, die rannten im Felde, nahmen die Pferde und was sie krieten, plünderten Edersleben und nahmen zu Riehestett die Pferde aus den Ställen, die Pferde auch, so ihnen Proviant zuführten, behielten sie und schlugen die Fuhrleute. (Sam Müller, 323) (+) Das verhängnisvollste Jahr für Riestedt scheint das Jahr 1632 gewesen zu sein: Am 29.Febr. lagen in R. 6 Companien zu Fuß Brandenburgisch Volk, so der Obriste Kötterich geführet, dem von Eisleben ,,ahn Proviant nach Riestedt geschickt worden, welches sie selber abgeholet, 47 Thl. 21 gr." 1632 nahmen die Schweden den Bauern alles Vieh und alle Pferde weg, -schätzten und verzehrten alles, nahmen den Leuten alles,

Es hielten sich viele Riestedter in diesen Jahren in Sangerhausen auf, in den Kirchenbüchern daselbst kommen Geburten auch von den anderen Orten dahin Geflüchteten vor. (Siehe S. 302!) die Mauern Sangerhausens gewährten, wenn sie auch nicht der Belagerung eines regelrechten Heeres Widerstand zu leisten vermochten, doch noch genügend Schutz gegen einzelne Streifcorps und die gefürchteten Marodeurs.(+)

1642 grassierten in dem Orte die Pocken, an denen auch ein Söhnlein Christmers erlag.

Welche Schandthaten das Kriegsvolk in Riestedt verübt, erkennen wir aus den Aufzeichnungen des Kirchenbuches: ,,Den 3. Juni 1642 hat des damaligen Schulzen Schneiders Stieftochter, so mit Meister Jakob Fleischhauer in Sangerhausen 2 Jahre verlobt gewesen, ein Jungfernkind ut da auf die Welt gebracht, dessen Vater vix redo, ein Soldato gewesen und sie genothzüchtigt haben soll." ,,1645 den 2. Juliist Rothens Tochter getauft,ein Huhr-Kind, der Vater soll ein Soldat gewesen sein und sie in ihrem Witwenstande genotzüchtigt haben." Zu der Kriegsgeißel kam noch eine ander Geißel, die sich gern mit jener vereinigt. Arme, verhungerte Gestalten schleppen sich umher und finden in der Fremde oft ihr Grab. So wird am 29. Okt. 1648 ,,ein Hurkind getauft, einem Weibe, so anhero in die Gemeinde kommmen. Giebt vor, sie sei von Buttstet und hätte ihr Mann Matthes Storch geheißen."(Kirchenbuch I). im September 1640 stirbt ,,ein Fremdweib von Grimma" in Riestedt. (Kirchenbuch I).