Der Pastor Carl Gottlob Liebe sagt: …„daß am hiesigen Orte alle Kinder, die nur irgend die Fähigkeit haben, außer dem Buchstabieren und Lesen, auch zum Schreiben und Rechnen angehalten werden. Was die Entrichtung des Schulgeldes von 1 gr. wöchentlich betrifft, so ist das hier weder gewöhnlich, noch durchgängig möglich. Es ist nicht gewöhnlich, denn unsere Schule ist in Ansehung der Knabeb von jeher eine Freischule gewesen. Vor ungefähr 30 oder 40 Jahren ist die Mädchenschule mit der Knabenschule, leider zum größten Schaden der hiesigen Jugend erst urvereiniget worden, als welche sonst ihren besonderen Lehrer in einem Privathause gehabt hat. Für jedes Mädchen wurde bisher 4 cz. wöchentlich Schulgeld entrichtet. Dieses ist nun aber auch durch einen, freilich nur mündlich auf 5 Jahre abgeschlossenen Vergleich der Lehrer mit dem Vorgesetzten der Gemeinde dahin abgeändert worden, daß die beiden Lehrer jährlich 35 Thlr. aus der Communen Casse erhalten, worinnen sich beide gleichmäßig theilen. Von jedem Kinde wöchentlich 1 gr. Schulgeld zu fordern würde auch unmöglich sein. Man kann sicher annehmen, daß über 1/3 der hiesigen Gemeinde sehr arme Leute, Drescher und Holzhauer sind, und diese haben gewöhnlich die meisten Kinder. Wie soll ein solcher Mann, der wohl 4 – 6 Kinder in der Schule hat, soviel Geld aufbringen, da er kaum Brot genug für seine Familie anschaffen kann. Übrigens sind auch hiesige Schullehrer so gut dotiert, daß es nicht nöthig scheint, ihr Diensteinkommen noch zu vermehren, besonders da jeder täglich nur 3 Stunden Schule hält, worüber ich oft murren höre. Fürs Schreiben und Rechnen wird auch nichts besonders bezahlt, dies wird allemahl in der 3. öffentlichen Schulstunde vorgenommen. Mängel: Es würde eine wahre Wohltat für hiesige Jugend sein, wenn die Mädchenschule wieder von der Knabenschule getrennt werden könnte, wie es sonst gewesen ist, es würde physikalisch und moralisch wohltätig sein. Unsere Schulstube ist für 150 und mehr Kinder, die doch im Winter wöchentlich 2x zusammen sind, offenbar zu klein und sitzen mit den Lehrern in einer fürchterlichen Dunst, daher die Kinder auf den Winter über meistentheils ein ungesundes Aussehen bekommen. Und was kann ein Lehrer mit etlichen 80 Kindern binnen 3 Stunden leisten! Wie wenig Minuten kommen da auf 1 Kind.. Ehe ein paar Sprüche hergesagt werden, ist bald 1 Stunde hin und in Schreib- und Rechenstunden reicht 1 Std. kaum hin, so vielen Kindern vorzuschreiben oder ihnen Exempel aufzugeben, immer muß eine Anzahl müßig stehen oder sitzen.Und da bei einer solchen Menge Kinder immer etliche beiderlei Geschlechts draußen sind, natürliche Bedürfnisse zu verrichten, so kann man leicht denken, daß es auch für die Moralität keine guten Folgen haben kann.

Viele Eltern beschweren sich, daß ihre Kinder in der Schule nichts lernen, aber es kann bei der jetzigen Verfassung kaum anders sein. Daß die Eltern im Schulgenerali für straflos geachtet werden, wenn Kinder im Laufe eines Quartals nicht über 8 Tage hintereinander gefehlt haben. Dies wird von vielen genießbraucht. Sie lassen ihre Kinder nie 8 Tage hintereinander fehlen, wenn man aber die ganzen Tage im Quartal zusammenzählt, so kommen zuweilen mehrere Wochen heraus. Man bemerkt auch hier Widersetzlichkeit wegen der Schulgenerali. Verschiedene Eltern haben geäußert, sie würden sich nicht mehr, weder auf die Pfarre noch im Amte stellen, wenn sie gefordert würden wegen ihrer Ursachen ihrer Schulversäumnisse ihrer Kinder anzugeben.