Am 3. Oktober führte der Heimat- und Geschichtsverein von Riestedt bei schönem Herbstwetter seinen zweiten Grenzgang in der Riestedter Flur durch. Offensichtlich hatte sich das Ereignis rumgesprochen, denn die Mitteldeutsche Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 5. November mit nachfolgendem Artikel darüber. Grenzgänger in Sachen Grenzverlauf auf Achse

Exkursion: Riestedter Geschichtsverein forscht -Erinnerungen an Sprungschanze

VON STEFFI ROHLAND

Riestedt/MZ. Gerhard Vogler vom Riestedter Heimat- und Geschichtsverein konnte am Sonntagmorgen 20 Grenzgänger am Ortsausgang in Richtung Annarode begrüßen. “Schon seit geraumer Zeit beschäftigen sich einige Vereinsmitglieder mit der Erfassung und Erforschung der Flurnamen”, sagt er zur. Einstimmung. “Erste Ergebnisse kann man im Vereinsheft Nummer acht nachlesen.” Aber neben den Archivrecherchen wollen die Vereinsmitglieder auch ganz praktisch den Grenzverlauf kennen lernen. Deshalb hatten sie, wie im vergangenem Jahr, zur Grenzwanderung eingeladen. Am so genannten “Zehntstein” rollte Klaus Vinzens eine vorbereitete Karte der Gemarkung von Riestedt aus. Vereinsmitglied Frank Philippczyck erklärte den Standort und die Lage der Grenze zum benachbarten Pölsfeld. Dabei wies Philippczyck auf wiederholt vorgekommene Umbenennungen von Flurteilen hin. So trug die heutige “Pomplitzenschlucht” im 17.Jahrhundert noch die Bezeichnung “Harandistal”. Diese Namenswechsel machen es den Riestedter Heimatforschern nicht leicht. Manchmal kommen nämlich auch änderungen der Nutzungsart des Flurstückes und der Wegeführung dazu. Das zog natürlich auch eine Verschiebung der Flurnamen mit sich. “Wir werden weiterhin alle Flurnamen sammeln und in Karten dokumentieren”, erklärten Gerhard Vogler und Winfried Müller die weitere Vorgehensweise. Vom Zehntstein aus ging es zur “Steyer”. Hier war früher ein beliebter Wintersportplatz für die Riestedter. So erinnerte sich Helga Bergmann noch an eine selbst gebaute Sprungschanze in den 50er und 60er Jahren. “Der Schanzenrekord lag immerhin bei 16 Metern”, wusste Klaus Vincens zu berichten. Von dort aus führte der Exkursionsweg zur Grenze zwischen Emseloh und Riestedt. Vorbei am Tellerholz ging es zum alten Segelfllugplatz. Was sich heute als eine stark verkrautete Süßkirschenplantage präsentiert, war bis 1945 ein Segelflugplatz. Gerhard Vogler hatte als Schüler noch geholfen, die Flugzeuge mit Gummiseilen zu starten. Fleißige Helfer hatten hier inzwischen einen Imbiss in der freien Natur vorbereitet: Bei den hausgeschlachteten Wurstbemmen oder Fett mit Harzerkäse und frisch gepflückten äpfeln griffen die hungrig gewordenen Grenzgänger tüchtig zu.

Bilder vom Grenzgang am 3. Oktober 2004

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Der erste Halt findet am “Zehntstein” statt. Eine Flurbezeichnung, die an die Erhebung des Zehnten im Mittelalter erinnert. Der weitere Grenzgang wird erläutert.

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Trotz Karte und Experten ist es nicht so leicht, den richtigen Grenzverlauf zu finden. Unsere Altvorderen hatten die Flurnamen im Kopf offensichlich besser gespeichert.

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Auf der “Steyer” von hier hat man einen wunderschönen Ausblick auf unseren Ort Riestedt und das Harzvorland

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Die “Steyer” - im Hintergrund die Kloppgasse - auf ihr zog Heinrich V. zur Schlacht gegen die aufständischen Fürsten bei Welfesholz. Er verlor die Schlacht am 11. Februar Anno 1115.

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Am “Tellerholz” ist die Grenze zum Nachbarort Emseloh erreicht. Unterhalb dieser Stelle liegt der ehemalige Segelflugplatz.

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Auch ein Höhepunkt beim Grenzgang, die Versorgung mit sogennanten “Bemmen”. (belegte Brote mit Hausschlachtewurst). Dem Spender ein herzliches Dankeschön.