Das Wahrzeichen von Riestedt, unsere alte St. Wigberti Kirche, war ohne “Kopf“. Exakter gesagt, es fehlten ab dem 31. August 2001 der Turmknopf und die Wetterfahne auf der Kirchturmspitze. Für das Warum gab es mehrere Ursachen. Einmal mussten die altersschwachen Kirchenglocken, um Baufreiheit zu schaffen, aus Sicherheitsgründen aus dem Turm genommen werden und zum anderen bedurfte das Turmdach selbst einer dringenden Sanierung. So wurden denn mit Hilfe eines großen Autokranes die drei Glocken mit ihren schönen Namen “Liebe“, “Glaube“ und “Hoffnung“ aus der 28m hohen Kirchturmspitze geholt und sicher auf die Erde gebracht. Nun stehen sie, nachdem sie über 78 Jahre bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und andere kirchlichen Ereignissen mit ihrem Klang Freud und Leid verkündet hatten, friedlich vereint auf dem Kirchhof. Bei genauerem Hinschauen sieht man ihnen an, dass der Zahn der Zeit stark an ihrem Gusskörper genagt hat und die Gefahr des Zerspringen beim Anschlagen der schweren Klöppel bestand. Der damalige Bürgermeister, Herr Gerhard Franke, hat bei der Abnahme zum Besten gegeben, dass er sich als Junge beim Glockenläuten immer am Seil mit hochziehen ließ. Ob er dabei die Glocken mit ramponiert hat, ist nicht feststellbar, jedenfalls hat er vorsichtshalber im Auftrag der Gemeinde 10.000 DM der Kirche für Reparaturzwecke überbracht, was große Freude und Dankbarkeit auslöste. Übrigens, die größte Glocke, die “Liebe“, wog über 1,6 Tonnen und die kleinste, die “Hoffnung“, 600 kg. Nun wurde es still und keine Glocken erinnerte mehr, dass eine Hochzeit stattfindet der ein Mensch zu Grabe getragen wird. Es sei denn, eine finanzielle Unterstützung der Riestedter Bürger zur Neuanschaffung eines Geläutes würde diese Situation ändern. Am 31. August 2001 wurde dann auch noch die Wetterfahne und der Turmknopf unter Anwesenheit der langjährigen Riestedter Pastorin Frau Hoyer, des Prädikanten Herrn Körnig, der Kirchenratsmitglieder, der Gemeindevertreter, der Presse, Mitgliedern des Geschichtsvereines und interessierter Bürger, vom Turm geholt. Unter den Blicken aller wurde der Inhalt aus dem Kugelknopf, zwei Plastkartuschen, entnommen. Die Kartuschen wurden geöffnet und es kamen Schriftdokumente aus verschiedenen Riestedter Zeitepochen, Geldstücke und eine Zeitung zum Vorschein. Die Zeitung “Die Freiheit“ aus der DDR-Zeit, datiert vom 1. April des Jahres 1977, informierte auf der Titelseite, wie damals üblich, über die Erfüllung des Volkswirtschaftsplanes. Das älteste Dokument aus dem Jahre 1551 wurde von Frau Pastorin Hoyer aus der größeren Kartusche herausgeholt und stolz präsentiert. Nun war es doch sicher verständlich, dass die Anwesenden wissen wollten, was denn eigentlich in dieser Urkunde stand und Frau Hoyer hat also in Kenntnis der alten Schrift aus dem Schriftstück vorgelesen und eine uns heute zwar verständliche aber doch etwas fremd klingende Leseprobe zu Gehör gebracht. Für die Mitglieder des Riestedter Geschichtsvereins ergab sich daraus postwendend die Frage, warum sollten denn eigentlich nur die Anwesenden vom Inhalt dieses und der anderen Dokumente erfahren und nicht alle Bürger, die Interesse an der Geschichte der Riestedter Kirche haben? Und es entstand folgende Idee: Aufgrund der heutigen, technischen Möglichkeiten müsste es doch möglich sein, allen interessierten Bürgern die Ablichtungen und auch die dazu notwendigen, in lateinischer Schrift abgefassten Übersetzungen dieser Originaldokumente zur Verfügung zu stellen. Und da das Einverständnis der kirchlichen Seite für dieses Vorhaben gegeben wurde, war der Weg frei für die Anfertigung des nunmehr vorliegenden Heftes mit den historischen Dokumenten durch den Riestedter Geschichtsverein. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Sonderheftes und einer Sammelaktion und weitere Spenden aus Nah und Fern wurden der Riestedter Kirche zur Neuanschaffung von Glocken übergeben. So wurden sukzessive Voraussetzungen geschaffen, dass am 11. Mai 2002 neue Glocken gegossen werden konnten. Abguss Die neuen Glocken werden gegossen.

BildAudio Hoffnung Glaube Liebe Alle zusammen

Glocken Die neuen Kirchenglocken