Eigentümliche Dinge spielen sich in stürmischen Nächten im Klostergarten von Kaltenborn ab, wo nicht selten ein blaues Flämmchen vor den Wanderer auftaucht, das ihn näher und näher zieht, ob er will oder nicht, so daß er Zeuge von Dingen wird, die dort vorgehen. Ein Geschwisterpaar hatte vor langer Zeit miteinander Sünde getan. Der Bruder ging aus Reue als Mönch in das Kaltenborner Kloster und flehte alltäglich Gott um Vergebung. Aber Friede hat er trotzdem nicht gefunden. Als Geist muß er Nacht für Nacht mit seiner Schwester Buße tun. Als blaue Flamme kommt diese an sein Grab, um ihn zur Buße zu rufen, worauf er seufzend erscheint. Dann erscheint ein Knäblein, daß den Mönch auffordert, worauf er niederkniet und seine Sünde beichtet. Hat er seine Schuld vollbracht, so erlischt die blaue Flamme, das Knäblein weist weinend zum Himmel und alles verschwindet. Nun kann auch der Wanderer weiterziehen. Nicht eher können die Schuldbeladenen erlöst werden, als bis ein frommes Paar sich unter dem Segen Gottes zusammengeben läßt und ein Jahr beisammenwohnt, ohne sich zu berühren. Erscheinen sie dann in Kaltenborn, so sind die Geschwister erlöst, dem Ehepaar aber winken große Schätze, die im Klostergarten vergraben sind.