Schobesdorf (wüstes Dorf bei Riestedt) Geht man von Riestedt kommend die Kloppgasse hinauf und biegt auf der Höhe rechts ab, so liegt im Wald die wüste Kirche. Das ist die Stätte des ehemaligen Dorfes Schobesdorf oder Schobesfeld. Als das Dorf noch stand, erhob sich bei demselben auch ein prächtiges Schloss. Aber seine Besitzer starben aus und zuletzt gebot eine alte Frau ohne leiblichen Nachkommen darin als Herrin. Wiewohl ihr Reichtum unermesslich war, so gab sie doch gar keine oder nur spärliche Almosen. Einst sprach ein kranker, hungriger Bettler sie um eine Gabe an, aber die Herrin des Schlosses wies ihn ab und forderte ihn auf, sofort den Hof zu verlassen. Der Bettler zögerte zu gehen: Da gebot sie den Knechten, die Hunde auf ihn zu hetzen. Eilig ergriff der Bettler die Flucht, aber im Weggehen rief er ergrimmt: „So wollte ich doch, dass du in Ewigkeit deine Geldsäcke bewachen müsstest!“ Sein Wort ging in Erfüllung. Als sie gestorben war, vermochte ihr Geist nicht, sich von ihnen zu trennen. Auch jetzt noch, obwohl Schloss und Dorf schon lange in Schutt und Asche gesunken sind, ist sie an die Stätte gebannt, wo ihre Schätze lagern. Jede Mitternacht geht sie mit ihrem Schlüsselbunde und sieht nach ihren Geldsäcken. Aber nur alle fünfundzwanzig Jahre darf sie solchen erscheinen, die um Mitternacht zufällig vorübergehen und nur derjenige kann sie aus dem Banne erlösen und Herr ihrer Schätze werden, der ohne Grauen eine Kröte, eine Schlange und einen Hund zu küssen sich getraut.