Die Geschichte vom Räuberhauptmann Balthasar Hake (Balthasar Hake, im Volksmund auch “Balsternack” genannt) Im Dreißigjährigen Kriege stand die Gegend zwischen Riestedt und Annarode wegen der Wegelagerer und Klopffechter im üblen Rufe; man nannte die Straße Klopfgasse. In ihrer Nähe sieht man unter einer hohen Eiche eine ziemlich verschüttete Höhle, Balthasar Hakes Grube genannt. Damit hat es folgende Bewandtnis: Ein verwahrloster Knabe zu Riestedt, der immer schon seine Mutter und seinen Lehrer geärgert hatte, verschwand eines schönen Tages aus seinem Orte. Nun waren schon früher auf der Klopfgasse oftmals Wanderer ausgeraubt worden. Jetzt aber wurden die Überfälle häufiger, und die Diebstähle in der Umgebung nahmen zu. Man fürchtete, eine ganze Räuberbande müsse hier hausen, konnte sie jedoch nicht entdecken. Da bemerkte eines Morgens ein Riestedter in der Klopfgasse einen Männerhut. Als er ihn aufheben wollte, sprangen zwei Männer herbei, banden ihn und führten ihn in ihre Höhle. Dort hielt der Hauptmann der Bande schon das Schwert entblößt. Als ihm der Gefangene ins Gesicht blickte, erkannte er seinen ehemaligen Schulkameraden Balthasar Hake, von dem man nichts mehr gesehen und gehört hatte, seitdem er als Knabe verschwunden war. Er erinnerte ihn an die Jugendspiele und bat um sein Leben. Das rührte den Räuber; er ließ ihn einen Eid schwören, nichts zu verraten, und jagte ihn dann nach Hause. Von der Zeit an war das Wesen jenes Mannes vollständig geändert, und jeder sah es ihm an, dass er ein Geheimnis bei sich trug; aber auf Fragen blieb er stumm. Da ward er einmal ernstlich krank und verlangte nach dem Trost des Geistlichen. Als dieser kam, redete er ihm ins Gewissen, konnte aber nichts erfahren. Da ermahnte ihn der Geistliche, es wenigstens Gott anzuvertrauen, wenn er es Menschen nicht verraten wollte. Das tat der sterbende Mann, und so erfuhr es der Pastor. Er machte der Obrigkeit Anzeige, und die Räuber wurden in ihrer Höhle mit ihrem Führer Balthasar Hake mit brennendem Schwefel erstickt.